
Defintion: Kirchentonarten – Was ist das?
Dur und Moll sind dir bestimmt schon bekannt. Doch hast du schon etwas von lydisch oder dorisch gehört? Das sind alles Bezeichnungen für die sogenannten Kirchentonarten. Je nach Kirchentonart liegen die zwei Halbtonschritte (kleine Sekunden) an unterschiedlichen Stellen der Tonleiter. In Dur sind die zwischen dem 3./4. und dem 7./8. Ton der Tonleiter. Alle anderen Tonabstände sind Ganztöne (große Sekunden). Du musst dir die Lage der Halbtöne aber nicht merken, wenn du weißt, auf welcher Stufe sich – ausgehend von der Dur-Tonleiter, die auf Stufe I liegt – die weiteren Tonarten befinden und weißt genau, welche Vorzeichen zum Beispiel F-lydisch besitzt.
Es gibt außerdem noch andere Tonleitern und Skalen, die vor allem im Jazz verwendet werden. Diese sind aber nach einem anderen Prinzip aufgebaut und besitzen teils weniger als acht Töne.
Diese Kirchentonarten gibt es
Alle Kirchentonarten mit dem gleichen Tonnamen (zum Beispiel C) besitzen aber leider nicht die gleichen Vorzeichen. So hat G-dorisch das Vorzeichen Bb und A-mixolydisch die Generalvorzeichen fis und cis. Wie du das jetzt genau zuordnest und berechnest, wird dir klarer, wenn du weißt, auf welcher Stufe sich die einzelnen Tonarten befinden.
Ionisch – Stufe I
Die Ionische-Tonleiter ist jedem wahrscheinlich eher unter der Dur-Tonleiter bekannt. Sie ist wohlklingend für unser Gehör und lässt sich anhand der Vorzeichen für uns sehr leicht merken. Dur ist die erste Stufe im Aufbau der Kirchentonarten und neben Moll auch die am meisten verwendete Tonart in Musik.
Dorisch – Stufe II
Dorisch liegt, von Dur aus gesehen, auf der zweiten Stufe im System der Kirchentonarten und wird häufiger in der Kirchenmusik an der Orgel verwendet. Aber auch im Jazz kann man gewisse Läufe oder Passagen dem Dorischen zuordnen und auch darüber improvisieren.
Phrygisch – Stufe III
Die phrygische Tonleiter ist dem uns bekannten Moll sehr ähnlich. Sie beginnt auf dem dritten Ton einer Dur-Tonleiter und wurde früher auch noch häufiger in der klassischen Musik verwendet. Heute findet man sie meist nur als Tonart im Modalen Jazz vor.
Lydisch – Stufe IV
Die lydische Tonleiter ist dem Dur entlehnt und hat einen fast noch wohlklingenderen und fröhlicheren Charakter als Dur an sich. Daher wirst du Lydisch indirekt schon oft zum Beispiel in Filmen oder Orchesterwerken gehört haben.
Mixolydisch – Stufe V
Wie auch die lydische Tonleiter besitzt die mixolydische Tonleiter einen dur ähnlichen Charakter, die sich aber heutzutage weniger verbreitet hat als seine Verwandte. Mixolydisch findet man aber in der Blues- und Rockmusik durch ihr besonderes Intervall der kleinen Septime.
Aeolisch – Stufe VI
Aeolisch ist dir wahrscheinlich am wenigsten ein Begriff. Das liegt daran, dass du diese Kirchentonart eher als Moll kennst. Die Molltonleiter legt auf der sechsten Stufe der parallelen Dur-Tonart und ist durch ihren traurigen Charakter geprägt. Außerdem ist sie neben Dur die meist verwendete Tonart.
Wie findet man die passenden Vorzeichen zu den Kirchentonarten?
Da du nun weißt, auf welcher Stufe die verschiedenen Tonarten liegen, kannst du auch relativ einfach die passenden Vorzeichen im Quintenzirkel finden. Ich versuche es dir mal an einem Beispiel zu erklären:
Willst du die Vorzeichen für D-lydisch herausfinden, musst du wissen, dass lydisch auf Stufe IV liegt. Das bedeutet, du musst nun vier Töne abwärts gehen beziehungsweise einfach eine Quarte abwärts. Von D ist das dann ein A. Somit benötigst du für D-lydisch die Töne und Generalvorzeichen von A-Dur – das sind: fis, cis und gis. Startest du mit diesen Vorzeichen auf dem Ton D, hast du schon eine Tonleiter in D-lydisch gespielt.
Du gehst also je nach Stufe der Tonart die entsprechende Anzahl an Schritte abwärts oder merkst dir, dass die Tonart auf Stufe x der dazugehörigen Dur-Tonleiter liegt und findest so die gesuchte Basis-Tonart (Stufe I) und die Generalvorzeichen für deine Kirchentonart.
Tipp: Sollst du mal die parallele Molltonart finden, dann gehe einfach eine kleine Terz (drei Halbtonschritte) nach unten. Schon hast du den Anfangston der Molltonart mit den gleichen Vorzeichen der parallelen Durtonart gefunden.
Teste dein Wissen mit unseren Übungen!
Wir von mukken haben extra Übungen für dich bereitgestellt, mit denen du dein gelerntes Wissen kostenlos testen kannst. Bei uns findest du speziell Übungen zu Kirchentonarten, wo du diese ermitteln und schreiben musst.
Was für Tonarten gibt es noch?
Neben den dir nun bekannten Kirchentonarten gibt es noch ein paar weitere. Viele sogenannte Skalen kommen aus dem Bereich des Jazz und haben manchmal mehr oder weniger als die normalen acht Töne.
Die Blues-Tonleiter
Die Blues-Tonleiter besteht aus fünf beziehungsweise sechs Tönen. Sie wird sehr oft zur einfachen Improvisation im Jazz verwendet, da die Anordnung der Töne so gut liegt, dass man mit nur fünf Tönen über den gesamten Blues improvisieren kann. In unserem heutigen westlichen Tonsystem ist diese Tonleiter jedoch nur auf unsere zwölf Töne angewandt. Denn fünf gleich große Abstände mit zwölf Tönen zu schaffen ist nun mal unmöglich. Daher hat man sich auf die folgende Lösung unten in unserer Grafik festgelegt. Der vierte Ton ganz in der Mitte ist eine sogenannte Blue-Note, die als chromatische Verbindung des dritten und fünften Tons fungiert.
Mit dieser Hilfe kannst du dir nun jede beliebige Blues-Skala zu der zugehörigen Grundtonart (hier C-Dur) aufbauen.
Die alterierte Skala
Die alterierte Skala ist eine diatonische Tonleiter, die wie auch die Blues-Tonleiter meist als Improvisationsskala im Jazz verwendet wird. Der Unterschied zur Blues-Tonleiter liegt aber darin, dass man nicht ein ganzes Stück mit den gleichen Tönen von einer Skala improvisieren kann. Außerdem wird sie nur bei bestimmten, erweiterten Dominant-Akkorden verwendet, die eine große None (#9) und eine kleine Dezime (b13) beinhalten. Für Jazzmusiker ist das kein großer Aufwand mehr, sich diese lange Skala in verschiedenen Tonarten zu merken und darüber zu improvisieren. Am Anfang erfordert es hingegen deutliche Übung und Konzentration. In der folgenden Grafik ist die alterierte Skala über dem Ton d zum Dominantseptakkord mit #9 und b13 beschrieben. Mit den darunter stehenden Zahlen bezogen auf den Akkord kannst du dir nun die alterierte Skala in alle Tonarten übertragen.
Erfahre mehr über Musiktheorie in unserem Onlinekurs!
Du möchtest mehr über Musiktheorie lernen und hast noch nicht das richtige Tool gefunden? Mit unseren Musiktheoriekurs bringen wir dich auf’s nächste Level. Bei uns lernst du alles zu den Themen Musiktheorie, Gehörbildung, Harmonisation und Epochenwissen. Mit über 80 interaktiven Übungen und Lektionen erklären wir dir alles, was du wissen musst, Schritt für Schritt! Schau gerne vorbei und teste unseren Kurs kostenlos!