
Definition: Kanon – Was ist das?
Der Kanon ist ein einstimmiges Lied, das durch seine Wiederholung der Melodie und versetzten Einsätzen eine mehrstimmige Komposition bildet. Durch die einfache Harmonik und den meist 8 oder 16-taktigen Aufbau ist es auch für Laienmusiker*innen ein schöner Anfang, um mehrstimmige Stücke in einem Chor zu singen.
Was genau ist Kanon überhaupt?
Der Kanon folgt einer bestimmten Struktur, bei der eine Melodie von der ersten Stimme eingeführt wird. Nach meist zwei oder vier Takten tritt die nächste Stimme ein und singt dieselbe Melodie nun versetzt. Dies wird so lange fortgesetzt, bis alle 4 Stimmen eingeführt sind. Auf diese Weise entsteht ein komplexes Muster von überlappenden Melodien, das sich ständig wiederholt, wobei jede Stimme unabhängig von den anderen singt, jedoch in der Musik dabei gleichzeitig mit ihnen interagiert.
Um den ihn genauer zu verstehen, darf auch ein Blick auf die Definition nicht fehlen. Der Kanon lässt sich dabei als eine musikalische Form beschreiben, bei der mindestens zwei Stimmen oder Instrumente die exakt gleiche Melodie spielen oder singen, allerdings zeitlich versetzt. Dies führt dazu, dass die Melodielinien übereinandergelegt werden, was die Musik harmonisch macht. Nicht ohne Grund hat es der Kanon dadurch allein vom Chor längst in viele moderne Stücke geschafft.
So hat sich der Kanon historisch entwickelt
Auch die Geschichte des Kanons ist durchaus beeindruckend. So hat er eine lange und vielfältige Tradition in der westlichen Musik. Die ersten bekannten Kanons stammen aus dem Mittelalter, als Mönche diese Form nutzten, um komplexere liturgische Musik zu komponieren. Im Laufe der Renaissance wurde der Kanon zu einem wichtigen Instrument für Komponist*innen, um ihre Kunst der Kontrapunkttechnik zu demonstrieren. „Sumer is icumen in“ ist ein gutes Beispiel.
Im Barock inspirierte er die Technik der Bildung einer Fuge, einer Musikform, die auf dem Prinzip der Imitation basiert. Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“ beinhaltet mehrere Fugen und Kanons. Im klassischen Zeitalter und darüber hinaus wurde der Kanon weiterhin als kompositorisches Werkzeug genutzt, allerdings weniger prominent. Die Komplexität und Striktheit des Kanons boten jedoch immer noch eine wertvolle Grundlage für das Verständnis musikalischer Strukturen und Harmonien. Heute wird der Kanon oft pädagogisch genutzt, um die Grundlagen von Melodie und Harmonie zu vermitteln.
Diese Formen des Kanons gibt es
Kanon ist in der musikalischen Praxis längst nicht einfach nur Kanon. So gibt es viele Arten des Kanons, die sich anhand des Aufbaus und Klangs unterscheiden. Die folgenden Formen solltest du dabei kennen, wenn du dich mit dieser Form der Musik beschäftigst:
Einfacher Kanon
Der einfache Kanon, auch bekannt als Rundkanon, ist die bekannteste Form. Hier beginnt jede Stimme mit dem Anfang der gleichen Melodie, nur jeweils mit einer Verzögerung. Das bekannteste Beispiel hierfür ist „Frère Jacques“, bei uns bekannt als Lied namens „Bruder Jakob“.
Krebskanon
Ein Krebskanon ist eine besondere Form des Kanons, bei dem eine Stimme die Melodie vorwärts und die andere rückwärts singt oder spielt. Diese Methode wird auch als retrograde Bewegung bezeichnet. Er ist oft in der Fugenkomposition anzutreffen und zeigt hohe kompositorische Kunst.
Spiegelkanon
Beim Spiegelkanon, auch invers oder umgekehrt genannt, wird eine Melodielinie im Verhältnis zur anderen umgekehrt. Wenn eine Stimme aufsteigt, fällt die andere, und umgekehrt. Spiegelkanons sind oft von großer Schönheit und demonstrieren das Geschick des Komponisten.
Mensuralkanon
Ein Mensuralkanon ist eine Form, bei dem einzelne Stimmen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten singen oder spielen. Dies kann erreicht werden, indem verschiedene Taktarten oder unterschiedliche rhythmische Werte für die Noten verwendet werden. Dies ist sehr komplex.
Bekannte Vertreter*innen des Kanons in der Musik
Viele Komponist*innen haben das Format des Kanons dafür genutzt, um ihre musikalischen Visionen zu verwirklichen. Einer der berühmtesten ist Johann Pachelbel, ein deutscher Komponist des Barocks, der für seinen „Kanon in D-Dur“ berühmt ist. Dieses Stück hat die einzigartige Fähigkeit, sowohl anspruchsvoll als auch zugänglich zu sein, und hat sich zu einem beliebten Stück für Hochzeiten und andere feierliche Anlässe entwickelt. Doch selbst Johann Sebastian Bach nutzte damals schon den klassischen Kanon.
In seinen Goldberg-Variationen gibt es mehrere, und seine musikalische Innovation auf diesem Gebiet ist bemerkenswert. Die vielen Epochen, durch die sich die Verwendung zieht, zeigt eindrucksvoll, warum diese Form der Musik seit Jahrhunderten ein echter Dauerbrenner ist. Auch in Zukunft wird sich aufgrund der vielen Möglichkeiten an dieser Stellung wohl nichts mehr verändern.
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