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Die Partitur – der Fahrplan des Dirigenten

Verfasst von Ben Müller

Das Musiklexikon von A-Z ist ein Nachschlagewerk, in dem die wichtigsten Begriffe und Konzepte der Musiktheorie erklärt werden. Mehr dazu findest du im Beitrag.
Das Musiklexikon von A-Z

Defintion: Partitur – Was ist das?

Die Partitur ist das Notenmaterial eines Dirigenten. Sie umfasst alle Stimmen und Instrumente, die in einem Musikstück vorkommen und gibt den Dirigenten so einen Überblick über das gesamte Werk. Dabei sind die Stimmen alle übereinander angeordnet und besitzen eine feste Reihenfolge, die sich in der Musikwelt etabliert hat. Es gibt viele verschiedene Arten, die je nach Verwendungszweck angepasst sind, da Dirigenten nicht die einzigen sind, die diese benötigen: Dirigierpartitur, Studienpartitur (verkleinerte Version), Klavierauszug (gesamte Partitur für Klavier spielbar notiert, für Proben ohne Orchester), Particell (Kurzpartitur enthält nur Hauptstimmen) oder Chorpartitur (nur Gesangsstimmen des Werks).

Diese verschiedenen Formen der Partitur ermöglichen Musikern, Komponisten und Dirigenten, Musik auf ihre jeweiligen Bedürfnisse angepasst zu studieren und die Noten möglichst effektiv zu nutzen.

Im folgenden Abschnitt sehen wir uns die verschiedenen Arten von Partituren genauer an und betrachten auch die Anordnung der Stimmen innerhalb der Partituren.

Anordnung der Stimmen in der Partitur

Die Anordnung der einzelnen Stimmen geht in allen Partituren grundsätzlich nach einem Prinzip vor: Von hoch nach tief. So stehen Instrumente bzw. Chorstimmen, die in hohen Lagen erklingen über denen, die in tieferen Lagen erklingen. In einer Chorpartitur sind die Stimmen in folgender Reihenfolge von oben nach unten notiert: Sopran, Alt, Tenor und Bass. Bei den Streichern sieht es genauso aus. Violine (Geige), Viola (Bratsche), Cello und Kontrabass liegen dort übereinander.

Allerdings gibt es Partituren, die mehr als eine Instrumentengruppe beinhalten. Dort schreibt man aber nicht erst alle hohen Instrumente – wie Violine, Flöte, Klarinette und Trompete – übereinander, sondern man sortiert nach diesen Prinzip nur innerhalb einer Instrumentengruppe bzw. einem Register. Zum Beispiel Holzblasinstrumente, Blechblasinstrumente, Schlagwerk und Streicher. Dieses Prinzip sorgt in den meisten Fällen für mehr Übersicht, da Instrumente, die nach beieinander sitzen und klanglich zusammenpassen auch in der Partitur zusammenstehen. Innerhalb dieser Gruppen kann der Dirigent das Instrument anhand seiner Klanghöhe schnel ausfindig machen.

Verschiedene Arten von Partituren

In der Einleitung wurden die verschiedenen Arten von Partituren bereits benannt. Hier erzählen wir dir etwas näher was zu diesen und zeigen die konkrete Notenbeispiele für jede Art von Partitur.

Dirigierpartitur

Die Dirigierpartitur ist sehr gut für Dirigenten geeignet. Sie ist eine vollständige Partitur, die alle Instrumental- und Vokalstimmen eines Musikstücks gut lesbar darstellt. Das Format dieser Partituren ist häufig A4 und bei sehr vielen Stimmen auch A3. Die Dirigierpartitur ermöglicht dem Dirigenten, den gesamten Verlauf des Stücks zu überblicken und selbst die kleinen Details in den Noten zu entdecken.

Die Stimmen sind wie schon erwähnt nach Registern sortiert und darin der Höhe nach absteigend angeordnet. Dabei sind je nach Art des Orchesters unterschiedlich viele Stimmen vorhanden. Bei Sinfonieorchestern ist nicht immer ein Chor vorhanden. Das Blasorchester besitzt weder Chor noch Streicher und in einem Streichorchester findet man nur Streicher und gelegentlich unterstützendes Schlagwerk. Der Aufbau der Dirigierpartitur bleibt aber trotzdem gleich, da die nicht existierenden Stimmen einfach entfernt werden ohne die Anordnung zu verändern. Angeordnet sind die Stimmen der Partitur so:

  • Holzblasinstrumente (Piccolo-Flöte, Querflöte, Oboe, Klarinette (und ihre Variationen), Bass-Klarinette, Fagott, ggf. Saxophon)
  • Blechblasinstrumente (Horn, Trompete, Posaune, Tenorhorn/Euphonium/Bariton, Tuba)
  • Schlagwerk
  • Harfe/Klavier
  • Chor (Sopran, Alt, Tenor, Bass)
  • Streichinstrumente (Violine, Viola, Cello, Kontrabass)

In dieser Reihenfolge sind die Stimmen in den meisten Partituren notiert. Eine große Partitur sieht dann zum Beispiel so aus:

Partitur von Mahler Sinfonie Nr. 2 5. Satz

Studienpartitur

Die Studienpartitur enthält grundsätzlich die gleichen Noten wie eine Dirigierpartitur, unterscheidet sich jedoch in der Größe. Meist ist diese Partitur im A5-Format ausgegeben. Sie ist dadurch handlich und ideal für das Studium von Musikstücken unterwegs oder zum Verfolgen der Noten während Proben. Da diese Ausgaben wie kleine Taschenbücher sind, kann man sie in der Regel nicht zum Dirigieren verwenden, da das Buch nicht von selbst offen bleibt. Zudem sind diese Ausgaben preiswerter als große Dirigierpartituren.

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Klavierauszug

Der Klavierauszug ist, wie der Name schon vermuten lässt, für das Spielen am Klavier geeignet. Dort werden alle Stimmen einer Partitur auf die zwei Notenzeilen der Klaviernoten (im Violin- und Bassschlüssel) reduziert. Da Pianisten auch nur 10 Finger haben, ist es nicht möglich alle Details und Verzierungen zu spielen. Daher beinhalten Klavierauszüge nur die wichtigsten Stimmen – die Melodiestimmen und ihre Begleitung. An markanten Stellen werden aber auch Läufe oder Ausschmückungen notiert.

Genutzt wird diese Art von Partitur zum Beispiel in Gesangsproben oder Solistenproben ohne Orchester. Da man nicht überall ein ganzes Orchester zusammenbringen kann, gibt es sogenannte Korrepetitoren, die einen Sänger oder eine Sängerin mit diesem Klavierauzug begleiten können. Auch Solisten, die gerne mit einem Orchester üben würden, spielen erst nur mit Klavierbegleitung. So können sie ein Gefühl für das Spielen mit dem Orchester bekommen, ohne dass man jedes Mal direkt ein Orchester dafür benötigt.

Ein Klavierauszug kann dann zum Beispiel so aussehen:

Klavierauszug Mahler Sinfonie Nr. 2 5. Satz

Particell

Das Particell ist – ähnlich wie ein Klavierauszug – eine vereinfachte bzw. reduzierte Version einer Partitur – auch Kurzpartitur genannt. Es enthält die Hauptstimmen der Partitur, aber weniger detailliert als die originale Fassung. Das Particell ist eine Art Entwurf, der häufig von Komponisten während der Arbeit an einem Stück genutzt wird, um einen schnellen Überblick über die Struktur und die wichtigsten musikalischen Elemente zu behalten. Außerdem wird es auch gelegentlich für Studienzwecke benutzt.

Das Particell könnte zum Beispiel so ausehen:

Particell Beispiel

Chorpartitur

Eine Chorpartitur ist ein Auszug aus einer vollständigen Partitur, der nur die Gesangsstimmen darstellt, oder eine eigenständige Partitur für ein reines Chorwerk. Manchmal werden markante Stellen aus dem Orchester integriert, um wichtige Einsätze oder musikalische Akzente zu verdeutlichen und der Chorleiter so auch einen Überblick über wichtige Orchesterstellen bekommt. Dadurch ist die Chorpartitur optimal für Chorproben geeignet, da der Chorleiter die Stimmen des Chors klar erfassen kann, ohne von zusätzlichen Orchesterstimmen abgelenkt zu werden.

Chorpartitur Mahler Sinfonie Nr.2

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